Unsere Mitglieder erzählen von ihrem persönlichen Erleben von COVID-19
Liebe Mitglieder,
Langsam erwacht auch die GEFAS STEIERMARK aus diesem unerwarteten "Dornröschenschlaf". In den vergangenen Monaten haben wir schwierige und unsichere Zeiten erlebt, aber auch schöne Erfahrungen gemacht. Wir haben ein Zusammenrücken, Aufeinander-Acht-Geben und Zuhören erlebt, ein Innehalten, Aufhorchen und Hinhören, auf unsere Umgebung und uns selbst.
Wir wollen uns bei Euch allen ganz herzlich für Eure ganz persönlichen Geschichten aus dieser Zeit bedanken.
Ob diese unnotwendige Krise schon vorbei ist, niemand kann es sagen. Seit 14.03. habe ich mich mehr oder weniger in meiner Wohnung in der Herbersteinstraße aufgehalten. Aber als besonderes Geschenk habe ich meinen kleinen Garten empfunden, wo ich meinen grünen Daumen ausleben konnte. Auch habe ich meine Vogelschar, hauptsächlich Kohlmeisen und Sperlinge mit einem Jahresfutter ständig versorgt und mich an ihrem täglichen Hin und Her erfreut. In dem abgeschlossenen Bereich meines Gartens konnte auch ungestört die Brut des Nachwuchses versorgt werden. Um mich halbwegs in Form zu halten, habe ich mehrmals pro Woche meine Walking-Stöcke zur Hand genommen und bin eine Stunde auf den Hangweg - unterhalb des Plabutsches - marschiert. Mein Brot habe ich für mich auch laufend gebacken und mich auch selbst regelmäßig bekocht. Nachdem lange meine beiden Kinder die Einkäufe besorgt hatten, bin ich erstmals nach 5 Wochen selbst in ein Lebensmittelgeschäft zum Einkauf gegangen.
Per Telefon habe ich für meine Familie ständig Krisenmanagement betrieben, meine Tochter hat in dieser Zeit die 3. Klasse ihrer Berufsschule in Orthopädietechnik zu Ende gebracht, meine älteste Enkelin die Vorbereitungen zur Matura und dann die Matura selbst gemacht. So wie in vielen Familien waren die Schüler zuhause und mussten ihre Aufgaben digital an die Lehrerschaft senden. Aber mit gutem Willen und genügend Platz, ist diese anstrengende Zeit für Alle ganz gut vorbei gegangen.
Jetzt habe ich schon zwei Sprechstunden zur Armutsbekämpfung für die Volkshilfe abgehalten und wie es aussieht, werden die Menschen auch in nächster Zeit Unterstützung bei Miet- und anderen Problemen benötigen. Ich freue mich schon darauf, wenn wieder halbwegs Normalität einkehrt und man auch zu kulturellen Veranstaltungen ohne Einschränkung gehen kann.
Ich wünsche Euch noch eine schöne Zeit und bleibt natürlich gesund!
Liebe Grüße,
Helga
Ich lebe mit meiner Tochter, meinem Schwiegersohn und meinen Enkelkindern zusammen, bin aber selbst einkaufen gegangen und war jeden Tag spazieren. Ich war untertags viel draußen und am Abend zuhause - mein Leben hat sich also nicht allzu sehr verändert. Ich habe meditiert und Yoga gemacht, mit Freundinnen bin ich spazieren gegangen und das Internet habe ich genutzt, um mit meiner Freundin Deutsch zu üben und so Texte hin und her zu senden. Ich habe es besonders geschätzt, dass ich durch die Stille und Leere in der Stadt mehr Vögel gesehen und gehört habe. Diese Ruhe hat mich an die Zeit erinnert, als ich damals 1974 nach Graz gekommen bin und noch weniger Menschen und Autos auf den Straßen unterwegs waren.
Ich habe verucht, mich nicht allzu sehr mit Corona zu beschäftigen, „Wenn was passiert, kann man es eh nicht ändern“, habe ich mir gesagt und mein Bestes gegeben, gut durch die Zeit zu kommen. Ich bin sehr froh, dass von meinen Freundinnen und Freunden und meiner Familie niemand an Corona erkrankt ist und es mir gut geht. Auch meinen Brüdern in Indien geht es gut, wo ich die Situation aus einer weiteren Perspektive erlebe. Nur an die Maske habe ich mich noch nicht wirklich gewöhnt. Sie ist so warm und ich finde es schwieriger mein Gegenüber durch die Maske zu verstehen. Ich bin froh, sie jetzt nicht mehr so oft tragen zu müssen.
Mit lieben Grüßen,
Anima
In den ersten Tagen im März habe ich die Ernsthaftigkeit und Gefährlichkeit eines Virus nicht erkannt. Ich wollte noch meine Turnstunden halten und fand die ersten Vorsichtsmaßnahmen übertrieben. Es dauerte jedoch nur 3 Tage und allen wurde bewusst, hier handelt es sich nicht um ein harmloses, grippeähnliches Virus, sondern um eine unbekannte und unsichtbare Todesgefahr.
Meine Tochter, in Wien lebend, war besorgt und beschwor mich, nicht einkaufen zu gehen bzw. mich auch mit niemanden zu treffen. Im Haus hatte ich eine junge Frau, sie kaufte für mich ein, Vorräte waren kein Problem, denn ich habe immer zu viel im Kühlschrank.
Das Gute in dieser Zeit waren meine Spaziergänge in den nahegelegenen Wald – jeden Tag – was ich leider und unverständlicherweise in normalen Zeiten nicht schaffe. Mit langem Schlafen, gemütlichem und ausgedehntem Frühstück war der Tag fast zu kurz. Außerdem waren die Tage sonnig und warm und so konnte ich sehr viel Zeit meinem kleinen Garten widmen. Von der allgemeinen Reinigungssucht, wie in den Medien immer beschrieben, habe ich leider nichts verspürt, verbrachte jedoch mehr Zeit mit Lesen, Nähen oder Entmisten.
Etwas aufgeregt haben mich Medienberichte, dass der Lockdown nur zum Schutz für ältere Personen verordnet wird. Es war mir schon bewusst, dass ich zur Risikogruppe gehöre, auch wenn ich Gott sei Dank keine schweren Vorerkrankungen habe. Doch meiner Meinung nach sollte der wichtigste Punkt für alle Menschen die Vorsorge und der Aufbau des Immunsystems sein. Es kann auch nicht oft genug gesagt werden, dass das Virus noch nicht verschwunden ist und noch immer vorsichtig mit Kontakten umgegangen werden muß. Mit großer Freude kann ich einige meiner Turnstunden mit reduzierter Teilnehmerzahl abhalten und es war wirklich erbauend, wie sich die Gruppe gefreut hat, wieder Kontakte und Bewegung zu haben.
Ich hoffe sehr, dass wir im September wieder normal arbeiten dürfen, was natürlich auch von der Vernunft aller Menschen abhängt, und dass sich Verschwörungstheorien nicht mehr ausbreiten.
Christa
Die Gemeinsamkeit von Fluglärm und Kinderlachen
Beide Erscheinungen fehlten während des Corona Lock-Downs in unserem Wohngebiet in Graz gänzlich: Flüge waren ja verboten und die Familien mit Kindern hatten sich auf ihre Zweitwohnsitze am Land zurückgezogen.
Viele Menschen hatten vor ihren Mitmenschen Angst wegen einer möglichen Ansteckung. So konnte ich stundenlang im angrenzenden Wald und in den Gassen des Villenviertels ohne Maske – da ja kein Mensch in der Nähe war – spazierend Licht, Luft und Sonne genießen. Mein Mann hatte mit dem Fahrrad die ganze Stadt so zu sagen für sich allein. Beide genossen wir die nahezu fahrzeugfreien Verkehrswege. In die langen Straßenbahnen und Gelenksbusse der Holding stiegen außer mir manchmal noch bis zu fünf (!) andere Personen ein.
Post, Bankomat, Nahversorger mit umfassendem Angebot und Apotheke, die zu Fuß in zehn Minuten erreichbar sind, blieben weiterhin geöffnet. Die ausgezeichnete, ebenso nahe gelegene Pizzeria bot verlässlichen Zustelldienst. Tochter und erwachsener Enkel wohnen im Stockwerk über uns, die erwachsene Enkelin im Nebenhaus. Hinter dem Haus verströmt der uralte Wald gute Luft, vor dem Haus lädt der eigene Garten uns und unsere Katze zum Verweilen ein. Ja, und auch mit der Germ hatte ich keinerlei Probleme, hatte ich doch jahrelang hoch oben auf einem Berg gelebt und immer reichlich von diesem Treibmittel eingefroren!
Erschreckend war für uns die panische Angst, die gerade alte Menschen hatten, obwohl diese den 2. Weltkrieg mit Bombenalarmen, Aufenthalten in Luftschutzkellern und echten Versorgungsnotständen erlebt hatten. Was wir total vermissten waren die persönlichen Sozialkontakte, die Konzerte, Seminare und Meetings! Auch die liebevollen Umarmungen sind uns abgegangen.
Heidrun
Tja, wer hätte das gedacht, was da auf uns losgedrungen ist mit dem Virus, das zur Pandemie geworden ist, und das uns immer noch, subtil und ohne es bewusst zu merken, von vielen Seiten bedroht?!
Wir haben noch im Jänner dieses schicksalhaften Jahres eine wunderschöne und sorgenfreie Kreuzfahrt zu den Kanaren, Madeira und Agadir in Marokko zugebracht und sind wohlbehalten Anfang Februar in die Südoststeiermark heimgekehrt. Unterwegs sind wir bei unseren täglichen und gewohnten Internetrecherchen zufällig auf Meldungen aus China über ein gefährliches Virus gestoßen und erstmals aufmerksam geworden. Es ist ja nun schon jedem Menschen in unserem Lande hinreichend bekannt, in welche Richtung sich die Pandemie entwickelt/e.
Für mich waren die vergangenen Monate auch ein temporärer Ausnahmezustand wie für viele andere Ältere. Wir wurden ja unisono zu Beginn der Krise als eine alleine des Alters wegen „besonders gefährdete Gruppe“ eingeschätzt und von den Verantwortlichen als „zu meidende Angehörige“ in Medien und der Werbung dargestellt, was sich nachträglich als kontraproduktiv herausgestellt hat und vielfach zu sozialer Isolation geführt hat! Für meine Frau und mich bedeutete die Warnung zu eingeschränkter Kontaktsuche und häuslicher Isolation schon einen Einschnitt in unseren gewohnten sozialen Umgang, welcher wir große Bedeutung zugemessen haben.
Glücklicherweise leben wir auf dem Land, in unserem steirischen Paradies, konnten uns also gut mit Nahrung versorgen und haben den Freigang für „Personen im gemeinsamen Haushalt“ für tägliche Ausflüge mit dem Rad in die Umgebung ausgiebig genutzt, um auch körperlich fit zu bleiben - Motto: „Wer weiss, was noch auf uns zukommt…?“ Mental haben wir uns über mehrere Zeitungs-Apps auf dem I-Phone und die täglichen Nachrichten im ORF und auf deutschen Sendern ausführlich über das Virus, seine Verbreitung und den Schutz vor Ansteckung informiert. Einige Zeit haben wir in der Öffentlichkeit auch mit Mund- und Nasen-Maske zugebracht; das war ungewohnt, aber auszuhalten…
Die Fallzahlen unserer Umgebung haben uns mittlerweile beruhigt und so sind wir im Zuge der Lockerungen so nach und nach wieder in das gewohnte Leben nach „draußen“ zurückgekehrt. Eine große Hilfe für uns stellte auch die tägliche Suche nach einer Antwort auf die Frage „Was ist an der Entwicklung heute und für uns gut?“ So kamen wir von negativen Überlegungen immer wieder zu den guten Seiten unseres Lebens, zu Lebensfreude, Demut und Gelassenheit.
Beruflich waren die vergangenen Wochen interessant und herausfordernd. In Kenntnis der nicht zufriedenstellenden Situation der österreichischen Gesundheitskompetenz (zu Viele wissen von zu vielem Wissenswerten zu wenig – über das Gesundbleiben…) haben wir in unserer Bildungsagentur www.posso.at ein Bildungskabarett mit dem Thema „Der Jungbrunnen – auf der Suche nach dem einfach guten Leben“ kreiert, das im Juli 2020 seine Premiere in „Steiermarks schönstem Schaugarten BellaBayer“ in Hartberg feiern wird!
Zum Schluss wünsche ich allen Lesern und Leserinnen von GEFAS ein weiteres erfolgreiches „Überleben und Genießen“ in Gesundheit, täglichem Sporteln, vielen sozialen Kontakten und umfassender Lebensfreude!
Walter
Corona ist ein Mädchenname? Eine Blume? Ein Medikament? Ein Ausruf wie OH CORONA bitt für mich, Corona mach mit sterbensfit? Corona hilf mir leben? Corona sei bei mir aber nicht in mir! Corona ist nur ein Name und zieht seine Bedeutung aus den Ängsten und Befürchtungen der gesamten Weltbevölkerung. So sind wir einander nahe, ob ein Stamm in Afrika oder Menschen in Südamerika, Virologen in Europa oder Fabrikanten in China wir nehmen einander wahr und ich bin Teil dieser CORONA WELT:
"Tastendes Suchen, Du warst mir nah - zum Greifen nah und doch so unbegreiflich fern. Ich fühlte dein Gewicht und starrte in dein Gesicht. Du warst so unbegreiflich nah und doch so fern - wie ein ferner Stern. Entferntere Entfernung gibt es kaum. Doch nur im Traum vermische ich das ferne Nah und mach daraus ein nahes Fern."
(Rosemarie Kurz 1975)
Rosemarie
Wir freuen uns auf zukünftige persönliche Treffen und Aktivitäten mit Euch.